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Warum die Wahlprognosen nicht mehr repräsentativ sind

Die Wahlprognosen in den Medien sind nicht mehr repräsentativ. Warum das so ist, werdet ihr hier gleich nachvollziehen können.

Die Medien und Politiker sind versessen auf die Umfrageergebnisse und Prognosen der Umfrageinstitute. FORSA, Allensbach, INFO GmbH, TNS Emnid und Infratest Dimap werden mit ihren Prognosen auch bei der Wahl 2009 wieder komplett falsch liegen. Genau wie schon bei der letzen Wahl 2005, als alle dachten, dass Gerhard Schröder nochmal das Ruder rumreissen könnte.
Doch den ersten Schock für die Wahlergebnisflüsterer gab es schon einen Tag zuvor bei der Bundesraabwahl bei Stefan Raab auf Pro7.

10 % aller Haushalte haben keinen Festnetzanschluss

Die Umfrageergebnisse werden immer unzuverlässiger, weil eben nur Festnetzanschlüsse in diesen Umfragen angerufen werden. Wenn man nun bedenkt, dass laut einem Bericht des Manager-Magazin vom 18.05.2009 schon jeder zehnte Haushalt kein Festnetz mehr hat. Ein Bericht von Focus Online aus dem Jahr 2004 wird da noch konkreter:

„Bei den 25- bis 34-Jährigen sind es acht Prozent der Haushalte, die nur mobil erreichbar sind. Bei den 55- bis 64-Jährigen sind es zwei Prozent und bei den 70- bis 79-Jährigen nur einer von 100 Haushalten. Insgesamt waren Anfang 2003 vier Prozent (1,6 Millionen) aller Privathaushalte in Deutschland mit Mobiltelefonen ausgestattet, ohne zusätzlich über einen Festnetzanschluss zu verfügen. Am höchsten war dieser Anteil bei den Arbeitslosen (13 Prozent), am niedrigsten bei Selbstständigen (2 Prozent). „

Wollen uns die Umfrageinstitute für dumm verkaufen? Welchen Aussagewert hat denn eine Umfrage, die mehr als 10 % der Haushalte unterschlägt und nicht mit ihren besondern Einstellungen zur Politik berücksichtigt?

Warum über 10 % der Wahlberechtigten nicht befragt werden

Es kommt noch besser, denn es war in diesen Berichten immer nur die Rede von Haushalten und nicht von Wahlberechtigten. Der prozentuale Anteil der Wahlberechtigten wird deutlich mehr als 10 % sein, die nur noch über Handy erreichbar sind. Denn nicht jeder Wahlberechtigte, verfügt über einen eigenen Festnetzanschluss, auch wenn er in einem Haushalt wohnt mit Festnetzanschluss.

Ich gebe euch ein Beispiel:

Ein vier Personen Haushalt mit Festnetz. Vater, Mutter, Sohn und Tochter alle über 18 Jahre. Befragt wird aber nur eine Person dieses Haushaltes, nämlich gerade diejenige Person, die zufällig an das Festnetztelefon geht, um an der Befragung teilzunehmen.
In unserem Beispiel sind die Kinder eigentlich nur über ihr Handy zu erreichen, da sie den tagsüber unterwegs sind, zur Uni, oder sonst wo in der Weltgeschichte sich rumtreiben.

Ich glaube wirklich dass diese Umfragen zu politischen Wahlen absolut daneben liegen werden, wenn man nicht diesen einschneidenen Wandel im Kommunikationsverhalten der Bevölkerung berücksichtigt. Deswegen glaube ich ich, dass wir bei dieser Bundestagswahl eine riesen œberraschung erleben werden.

Ich unterstelle mal, dass das Wählerklientel der Piratenpartei überwiegend unterwegs ist, z.B. zur Uni, oder gar keinen Festnetzanschluss hat, und folglich nicht befragt werden kann. Oder das Klientel der Piratenpartei hat einen Festnetzanschluss, dann höchstens nur für den Internetanschluss und für den Anrufbeantworter, das Ergebnis bleibt gleich, sie werden nicht befragt.

Stefan Raab verschläft die Sensation des Jahres!

Es ist wirklich schade, dass sich Stefan Raab nicht gegenüber der Piratenpartei öffnen will und die Piraten zur Bundesraabwahl zulässt. Denn sein Umfrageverfahren, auch wenn es widerum nur eine bestimmte Zielgruppe anspricht, ist besser als das altbackende der Umfrageinstitute in puncto Erreichbarkeit der Zielgruppen.
Stefan Raab verschenkt meiner Meinung nach daher eine riesen Chance. Er könnte damit ganz klar die Wahlumfrageinstitute bloß stellen, richtig Kasse machen und eine Sensation vorwegnehmen.

3 Kommentare zu „Warum die Wahlprognosen nicht mehr repräsentativ sind“

  1. Muss zustimmen… Die Diskriminierung nicht-“etablierter“ Parteien ist inakzeptabel. Wenn die APPD oder die Violeeten nicht befragt werden, ist das verständlich, aber eine Partei, mit mehr als 9.000 Mitgliedern?

    Umfragen sind nicht repräsentativ. Ausgenommen U18-Wahl!

    mfg
    F1R354L0R
    (bald Pirat)

  2. Umfragen sind statistisch gesehen immer repräsentativ, wenn die korrekten Schlupf- und Zufallsvaraiblen eingerechnet werden. Bei einer Bundestagswahl dürfte das Problem natürlich sein, u.a. die Standardabweichung zu berechnen.
    Genau wie das bei den Parteibaromteren von StudiVZ etc. ist, die sind nur repräsentativ für die Befragten, da dahinter garantiert kein statistischer Algorithmus werkelt, sondern nur ein schlichtes arithmetisches Mittel gebildet wird.

    Eine Partei die 9000 Mitglieder hat ist unbedeutend. Auch wenn es anders erscheinen mag, wenn man sich dauernd im Netz aufhält und sich die entsprechenden Seiten und Blogs durchliest.

    Beispiel Bonn: Ein (in Zahlen: 1) Plakat habe ich bisher von den Piraten gesehen, hing versteckt zwischen 50 anderen von SPD/CDU/Linke.
    Solange wir mit der Alterspyramide leben, wird eine Wahl offline gewonnen. Leider…

    Hoffen wir darauf, das sich potenzielle Piraten aufraffen und wirklich auch wählen gehen. Ich bin jedenfalls dabei!

  3. das ist sehr komisch gerade Bonn soll nach einem Crewmitglied der Pottpiraten, welches dort studiert, besonders gut Plakatiert worden sein. Noch heute haben wir darübe gesprochen, als wir über 100 Plakate gekleistert haben, die wir noch zusätzlich zu den schon vorhanden aufhängen werden.

    9000 Mitlgieder ist doch nur der offizielle wert und hing dem tatsächlichen hinterher, weil die Mitgliedszahl von jedem einzelen landesverband gemeldet werden. die letzte aktualisierung von NRW ist jetzt über 2 Wochen her und andere Landesverbände kommen auch komm noch nach, die neuen Mitglieder ordentlich in die Datenbank einzugeben.

    Die wahre zahl der Parteimitglieder wird schon schon jetzt fünfstellig sein. Aber das ist auch nicht so entscheidend. Die Piraten sind in aller Munde und ich habe eine Menge zuvor frustierter Nichtwähler kennengelernt, die dieses mal wieder zur Wahl gehen werden, weil es die Piraten gibt.

    Fazit für mich ist, dass es super spannend bleiben wird.

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