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Über das Teilen

Leonardo da Vinci - Das letze Abendmahl (1495-1498)
Bild: von Leonardo da Vinci – Das letze Abendmahl (1495-1498)

In diesen kleinen Artikel möchte ich meine Gedanken über das Teilen, euch miteilen.Wobei ich schon gleich mitten im Thema wäre. Was habe ich davon euch meine Gedanken zu erzählen?  Und was noch viel wichtiger ist, warum solltet ihr etwas davon haben?

Angeregt zu diesem Artikel wurde ich vom Bilder SEO und Künstler Martin Missfeldt. Er bedankte sich bei mir dafür, dass ich seinen Google+ Post geteilt habe.  Eigentlich wäre das an sich überhaupt nicht der Erwähnung wert gewesen, geschweige denn, es wert einen eigenen Blogpost darüber zu verfassen, dennoch glaube ich hier einem neuen Phänomen im Netz auf der Spur zu sein.

Gerade in Deutschland tuen wir uns schwer, dem anderen Anerkennung zukommen zu lassen. Neid und Missgunst scheinen hier zu Tugend zu avancieren. Aber warum ist das so? Ich weiß es nicht, vielleicht kann ja einer der Leser dieses Blogposts mir eine Antwort dazu geben?

Als Blogger und Webmaster beklagen wir uns seit Jahren über den Linkgeiz in Deutschland, seit neustem scheint der “Plus-” und “Like-Geiz” ihn abgelöst zu haben, bzw. hinzugekommen zu sein. Ja, es hat sich mittlerweile sogar eine Annerkennungsökonomie gebildet, die das Sharen, Plussen und Liken vermarktet. Der ursprüngliche Akt der Annerkennung wird auf speziellen Portalen zu Cent-Preisen vermarktet. Klar, das man mit der Geiz ist geil Mentalität, die vielen noch hierzulande innewohnt, punktet.

Das Märchen vom großartigen Content, funktioniert in Deutschland nur bedingt. Erst wenn die richtigen Meinungsführer diesen aufgreifen, verbreitet er sich. Man spricht hier auch von dem Two-Step-Flow of Communication. Dieses Prinzip wurde schon im frühen 20. Jahrhundert von Paul Larzarsfeld beschrieben. Doch ob er im Zeitalter der Social Networks, wo zumindest in der Theorie jeder mit jedem kommunizieren kann, noch zeitgemäß ist, ist sehr fragwürdig. Da wirkt es geradezu anachronistisch, dass gerade Facebook diesen eigentlichen Nutzen von Social networks pervertiert.

Darum solltet ihr teilen

Leider scheint der Akt der Anerkennung und des miteinander Teilens in unserer Gesellschaft nicht mehr zum Alltag zu gehören. Um zurück zu dem Missfeldt Post zukommen, Martin hatte selber irgendwo diesen Blogpost über Sergy Brin in der U-Bahn entdeckt und seinerseits geteilt. Ich habe ihn erst dann in meinen Google+ Stream durch Zufall entdeckt, weil ich gerade zu diesem Zeitpunkt bei Google+ eingeloggt gewesen war. Ich fand den Blogpost interessant und wollte mich mit einem Klick auf den Google+ Button, der mich weniger als eine  Sekunde meiner kostbaren Lebenszeit kostet, anerkennen.  Ich fand den Inhalt des Blogposts sogar so interessant, das sich ihn meiner Google+ Gefolgschaft (ca. 859 Personen), auch anbieten wollte. Mir ist eben bewusst geworden, dass nicht jeder diese Empfehlung von Martin sehen würde, weil auch ich ihn nur zufällig in meiner Timeline gesehen habe. Deswegen ist es überhaupt nicht verwerflich, ja sogar wünschenswert, dass man bestimmte Posts in Social Networks miteinander teilt.

Gerade ein immaterielles Gut wie z. B. Wissen/ Information steigert ihren Wert und Nutzen, wenn sie geteilt werden. Unsere gesamte kulturelle Entwicklung beruht darauf, dass Ideen und Wissen von Generation zu Generation weiter gegeben wurde. Schon Issac Newton kam zu dieser trivialen Einsicht, dass sein Wissen oder Erkenntnisse auf den Schultern von Giganten ruhe:

If I have seen further it is by standing on ye shoulders of giants.

Darum teile ich

Letztendlich profitiert sogar Google von diesem Prinzip des kostenlosen Teilens von Informationen. Immer dann wenn ein Blogger / Journalist seine Erkenntnisse mit anderen in Form eines Artikels oder Status-Updates teilt,  wird Google ein wenig klüger. Verwendet der Publisher sogar Adsense als Monetarisierungsmodell, vergrößert sich somit die Werbeverkaufsfläche. Ein direkter monetärer Nutzen steckt also auch dahinter.

In meinem Fall ist das auch genauso. Im Grunde genommen eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten. Der Leser, der Trafficlieferant Google und meine Wenigkeit, profitieren von dem Teilen von Informationen, gleichermaßen.

Problematisch wird es nur dann, wenn  eine Seite aus dem ungleichgewicht gerät. Hierbei werde die neusten  Entwicklung, die Google weiter verfolgt immer problematischer, wie Philipp Klöckner in seine letzen Post der ganzen Welt mitteilte.

Neben dem monetären Aspekt gibt es noch eine weitere Dimension des Teilens. Ich glaube, dass gerade wir Menschen im Grunde “gut” sind und wollen, dass die Gesellschaft insgesamt voran kommt. Dieser Altruismus ist jedoch mehr oder weniger verschleierter Egoismus. Denn wenn es der Gesamtheit besser geht, geht es einem selber auch besser.

In Softwareentwicklung wird das Creative Commons Model immer beliebter aus eben diesen Grunde.  Man gibt ein Stück Code der Öffentlichkeit Preis und hofft darauf, dass Wissen der Anderen, würde einem der Problemlösung näher bringen, bzw. die Information  wird über den eignen Tellerrand hinaus weiter verbreitet.

Also Leute, versucht doch mal über euren Schatten zu springen und teilt mehr mit euren Mitmenschen, es nützt euch selber viel mehr, als ihr zunächst glaubt.

4 Kommentare zu „Über das Teilen“

  1. Hi Sammy,
    schön, dass ich zu diesem interessanten Artikel beigetragen habe. Vor allen die Gedanken zur “Annerkennungsökonomie” finde ich spannend.
    Ich habe mich übrigens ohne Hintergedanken bedankt. Das mache ich immer mal wieder, natürlich nicht bei allen, aber es ist eine schöne Möglichkeit, um mit einzelnen in Kontakt zu bleiben bzw. sie mal direkt anzusprechen.
    Gruß, Martin

  2. Hallo Martin,

    ich habe bei Dir auch keine Hintergedanken vermutet. Ja, das mit der Anerkennungsökonomie wird sicherlich noch ein heißes Thema werden, vor allem juristisch ist hier komplettes Neuland entdeckt worden.
    Facebook Fans können für ein paar Cents gekauft werden und Journalisten hypen dann völlig unreflekiert jede “Protest-Gruppe” auf FB, weil sie angeblich so viele Fans haben.
    Der Michael Wendler Shitstorm vor einigen Tagen ist ein Paradebeispiel dafür.

    Gruß

    Sammy

  3. Ja den Gedanken habe ich auch schon vor einiger Zeit aufgegriffen. Aber ich denke es liegt auch viel an der deutschen Aufklärungskultur. Viele Webmaster wissen gar nicht wie man richtig verlinkt. Irgendwie hält sich hartnäckig das Gerücht, dass ausgehende Links schlecht sind. Weil alles was man jemand anderem gibt, schadet einem selbst, weil man dadurch ja die Konkurrenz stärken könnte. Viele Webmaster verstehen nicht das gerade das “geben” das Internet ausmacht. Ob das beim Verlinken oder in Social Networks ist.

    Michael
    Websitestartup

  4. Hallo Sammy,

    Dazu sage ich nur eines “Neid ist die höchste Form der Anerkennung”. Den viele Menschen suchen eher nach Fehlern als zuzugeben, dass jemand etwas gutes getan hat. Dieses Verhalten sieht man dann immer wieder bei Kommentaren. Wurde ein Lob oder eine lobende Aussage getroffen, ist der betroffene meist verwirrt. Ist dies nun “Ironie” oder verstehe ich diese Anspielung nicht. Das kommt vielleicht von dem natürlichen Loben unserer Gesellschaft. Es ist gut geworden, aber… . Sollte mal kein “aber” kommen ist man auch überrascht.

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